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Möglichkeiten der Veränderung von äußeren Bedingungen bei Leistungsfeststellungen

Möglichkeiten

Neben summativen Schülerbeurteilungen wie Klassenarbeiten und Tests sind formative Verfahren/ alternative Leistungsfeststellungen wie das Erstellen von Präsentationen, Erklärfilmen oder Flyern möglich.

Welche Mittel der sprachlichen Unterstützung der einzelnen Schülerin oder dem einzelnen Schüler bei der Bewältigung von Aufgabenformaten zur Verfügung gestellt werden, muss individuell festgelegt werden und ist von dem Sprachstand Deutsch abhängig.

Der für Leistungsüberprüfungen vorgegebene Zeitrahmen kann um eine bestimmte Zeit, z. B. durch das Nutzen angrenzender Pausen, erweitert werden. Dies ermöglicht zusätzliche Zeit für Fragen zu Arbeitsanweisungen, unbekannten Begriffen oder komplexen Satzkonstruktionen. Das Arbeiten mit Wörterbüchern und das Auflösen von Satzkonstruktionen benötigen Zeit, da Schülerinnen und Schüler Inhalte häufig über Denkprozesse in ihrer Familiensprache erfassen, die anschließend in mündlicher oder schriftlicher Form in die Unterrichtssprache übertragen werden müssen.

Gemeinsame Nachschreibtermine verschiedener Jahrgangsgruppen oder die Leistungsfeststellung in Sprachförderstunden bieten die Möglichkeit, um einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen einen gemeinsamen Überprüfungstermin anzubieten und diejenigen nicht durch Unterbrechungen zu stören, die keine zusätzliche Zeit gewährt bekommen.

Wörterbücher (Deutsch – Familiensprache) stehen bei Leistungsüberprüfungen zur Verfügung. Wörterbücher können analog oder digital genutzt werden. Der Runderlass „Nutzung eingeführter digitaler Endgeräte in Prüfungssituationen“ regelt ihren Einsatz. Sowohl die Nutzung analoger als auch digitaler Wörterbücher muss zunächst im Unterricht eingeübt worden sein.

In einem Sprachlernheft werden von der Sprachlernerin oder dem Sprachlerner relevante Fachwörter, Formulierungshilfen und Satzmuster zum Unterrichtsthema notiert. Dies geschieht beispielsweise mithilfe einer Tabelle. Während einer Leistungsüberprüfung dient ein solches Sprachlernheft als personalisiertes Wörterbuch.

Beispiel für eine Tabelle

Wörter und Formulierungen

alltagssprachlich

bildungssprachlich

Beispielsatz

Familiensprache

 

 

 

 

 

 

 

 

Operatoren bestimmen die Sprachhandlungen aller Aufgabenstellungen und sind deshalb entscheidend bei der erwarteten Bearbeitung aller Aufgaben. Die darin implizierten Sprachhandlungen zu kennen, hilft der Schülerin oder dem Schüler, Fragestellungen bzw. Arbeitsaufträge zu verstehen und adäquat sprachlich darauf reagieren zu können. In der gymnasialen Oberstufe verfügt jedes Fach über eigene Operatoren-Definitionen, die in ein- oder mehrsprachigen Operatorenlisten im Unterricht bekannt gemacht und bei Leistungsfeststellungen bereitgestellt werden sollten.

Zusätzliche Anschauungsmittel wie Grafiken, Bildimpulse, Worterklärungen für schwierige, unbekannte oder kulturell geprägte Begriffe sowie Formulierungshilfen unterstützen Schülerinnen und Schüler bei mündlichen oder schriftlichen Sprachhandlungen in Leistungsüberprüfungen. Soll beispielsweise ein Diagramm oder ein Versuchsaufbau beschrieben werden, sind Satzanfänge hilfreich. Arbeitsanweisungen können außerdem von der Lehrkraft mithilfe von Piktogrammen oder Bildern visualisiert werden. Ist die Aufgabe sprachlich geklärt, ist der Weg frei für die inhaltliche Bearbeitung.

Um Aufgabenstellungen bearbeiten zu können, sind Formen der personellen Unterstützung hilfreich. Dies können beispielsweise individuelle Erläuterungen, das Vorlesen von Arbeitsanweisungen, das Markieren von Begriffen in Texten oder das Auflösen komplexer Satzstrukturen sein. Außerdem kann eine strukturelle Vorentlastung von Arbeitsaufträgen oder Texten wie zum Beispiel durch Absätze, Zeilennummerierungen, größere Schrift oder auch das Verwenden der Silbenschrift zur Texterschließung beitragen.

Sind die Kompetenzen für schriftliche Leistungsüberprüfungen noch nicht ausreichend erworben, ermöglichen alternative Formate das Abrufen des tatsächlichen Leistungsvermögens. Hier bietet sich der Einsatz von technischen Geräten oder digitalen Tools an. Beispiele hierfür sind Audioaufnahmen, sprachlich vorbereitete Präsentationen, das Erstellen von Plakaten, Podcasts oder Erklärvideos, Einzel-, Tandem- oder Gruppenüberprüfungen. Im Sinne einer prozessbegleitenden Leistungsüberprüfung durch bestimmte Formate sind zeitgemäße Hilfen anzubieten, die das individuelle Arbeiten ermöglichen.

Im Fach Mathematik werden alternative Rechenwege akzeptiert, die Schülerinnen und Schüler bereits in ihren Herkunftsländern erlernt haben.

Jede Sprachlernerin oder jeder Sprachlerner durchläuft verschiedene Phasen der Sprachentwicklung. Während dieser sprachlichen Progression stellen die sogenannten Stolpersteine der deutschen Sprache besondere Hürden dar. Es handelt sich hierbei nicht um z. B. Rechtschreibfehler, die angestrichen werden müssen, sondern um Interferenzfehler, die geschehen, weil bestimmte sprachliche Phänomene noch nicht erlernt werden konnten. Lehrkräfte aller Fächer müssen dafür sensibilisiert werden, etwas nicht als Fehler anzurechnen, was auf dem Sprachentwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler noch gar nicht gekonnt werden kann. Wie in allen modernen Fremdsprachen gilt auch hier, dass das Erreichen des kommunikativen Ziels Priorität in der Bewertung hat.