Beratungsangebote
Schulen in Niedersachsen können sich durch ihre RLSB beraten und unterstützen lassen. Neben den vorgesehenen Meldewegen bei vorgefallenen Ereignissen stehen für die Prävention die Landespräventionsbeauftragten über das B&U-System zur Verfügung.
In Niedersachsen existieren für den Umgang mit antisemitischen Vorfällen – neben den vorgesehenen Strukturen und Angeboten der RLSB – weitere Beratungsangebote. Dazu gehören die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus für Demokratie Niedersachsen, die in drei Regionalbüros in Oldenburg, Verden und Hildesheim Beratungsanfragen aus dem ganzen Land entgegennehmen, sowie die Betroffenenberatung Niedersachsen, die sich an Opfer von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt wenden. Auf Bundesebene gibt es zusätzlich noch den Verein OFEK e.V., welcher die erste Fachberatungsstelle in Deutschland ist, die auf Antisemitismus und Community-basierte Beratung spezialisiert ist.
Zudem sollte ein Vorfall bei der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Niedersachsen gemeldet werden. Hier kann ebenfalls eine Verweisberatung erfolgen.
Der Podcast der vier Regionalen Landesämter für Schule und Bildung hat sich in einer Folge mit dem Thema Radikalisierung an Schulen beschäftigt.
Beratungsangebote
Die Beratungsanfragen u.a. zu antisemitischen Erscheinungsformen an die Mobile Beratung Niedersachsen sind vielseitig. Noch weitaus vielfältiger sind die Lösungsansätze, die gemeinsam mit den Beratungsnehmenden entwickelt werden, um einen nachhaltigen und ressourcenorientierten Umgang zu finden.
In den drei Regionalbüros in Oldenburg, Verden und Hildesheim werden Beratungsanfragen aus allen Landkreisen und kreisfreien Städten Niedersachsens entgegengenommen. Zu den Zielgruppen des Beratungsangebots gehören neben zivilgesellschaftlichen Initiativen und Bündnissen u.a. auch Vereine und Verbände, Kommunen und Landkreise, Betriebe und Gewerkschaften sowie Bildungseinrichtungen, Schulen und Multiplikatorinnen/Multiplikatoren aus der Kinder- und Jugendarbeit.
Das Beratungsangebot umfasst die langfristige Begleitung von Prozessen vor Ort, die Fort- und Weiterbildung von Fachkräften sowie die Sensibilisierung für Phänomene des Rechtsextremismus. Gemäß den inhaltlichen und methodischen Grundsätzen des Bundesverbands Mobile Beratung (BMB) wird ein systemischer, anlass-, bedarfs- sowie ressourcenorientierter Ansatz durchgeführt. Die Mobile Beratung leistet „Hilfe zur Selbsthilfe“, um Beratungsnehmenden langfristige Handlungsfähigkeit bei Problemstellungen im Themenfeld Rechtsextremismus zu geben.
Die Betroffenenberatung richtet sich an Opfer von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Sie unterstützt die Betroffenen bei den von Ihnen gewünschten Schritten, von der emotionalen Aufarbeitung über die Anzeigeerstattung bis hin zu Informationen über Entschädigungsleistungen.
Die konkrete Arbeit der Betroffenenberatung besteht unter anderem in Unterstützung bei der Schaffung von Schutz- und Rückzugsräumen oder der Vernetzung mit anderen Betroffenen vor Ort sowie der Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der eigenen Sicherheit. Die Mitarbeitenden der Betroffenenberatung informieren über mögliche positive und negative Folgen einer Anzeige sowie über Rechte und Verfahrensmöglichkeiten der Betroffenen in einem Strafverfahren. Zusätzlich begleiten sie die Betroffenen auf Wunsch zu Terminen bei der Polizei, dem Gericht und anderen Behörden, zu Anwältinnen und Anwälten und Ärztinnen und Ärzten. Außerdem unterstützen sie bei Anträgen in Bezug auf die Erstattung von Anwaltskosten, die Geltendmachung eines Schmerzensgeldes oder den Ersatz zerstörter Gegenstände.
Link zur Betroffenenberatung
Vorfälle von Antisemitismus zu dokumentieren, einzuordnen und aus den so gewonnenen Informationen Angebote zu entwickeln, die der sich verstärkt zeigenden Judenfeindschaft entgegenwirken, hat sich die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Niedersachsen zur Aufgabe gemacht. Die Stelle befindet sich in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung und wurde im Jahr 2020 vom Land Niedersachsen und der Landeshauptstadt Hannover gefördert. RIAS Niedersachsen orientiert sich bei ihrer Arbeit an der Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Auf diesem Verständnis aufbauend widmet sich die Fachstelle der Aufklärung über und der Prävention gegen Antisemitismus in allen seinen Formen.
Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen können sich bei einem Vorfall an die Stelle wenden. Das Angebot ist niedrigschwellig und steht auch in Fremdsprachen zur Verfügung. Neben der Sichtbarmachung der sehr unterschiedlichen Erfahrungen von Betroffenen dient die Dokumentation der Evaluation und Weiterentwicklung von Handlungskonzepten zur Präventions- und Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Diese werden im Austausch mit Behörden, Schulen und Hochschulen, der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden verwendet, um die Sensibilisierung für Antisemitismus zu stärken. Durch Jahresberichte, eine regionale Problembeschreibung und anlassbezogene Analysen ist eine regelmäßige Berichterstattung über die Erscheinungsformen von Antisemitismus das Ziel.
Zudem verweist RIAS Niedersachsen auch an die psychosoziale Beratung und an Antidiskriminierungs- oder Opferberatungen. Bei ihrer Arbeit orientieren sich die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bei RIAS an den Bedürfnissen und Wahrnehmungen der Betroffenen und arbeiten dabei auch eng mit jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen zusammen. Durch die niedrigschwellige Ansprechbarkeit sollen auch Fälle erfasst werden, die keinen rechtlichen Straftatbestand erfüllen. RIAS Niedersachsen versteht sich dabei als Anlaufstelle und zivilgesellschaftliches Sprachrohr für die Betroffenen und die Zeuginnen und Zeugen und sieht sich parteiisch an ihrer Seite. Der Vertrauensschutz steht immer an erster Stelle.
Link zum Rias
OFEK e.V. ist die erste Fachberatungsstelle in Deutschland, die auf Antisemitismus und Community-basierte Beratung spezialisiert ist. OFEK berät, begleitet und unterstützt Betroffene, ihre Angehörigen sowie ZeugInnen antisemitischer Vorfälle und Gewalttaten. OFEK steht parteiisch an der Seite der Ratsuchenden und sieht seine Aufgabe auch darin, jüdische Perspektiven in die gesellschaftliche sowie politische Debatte einzubringen. Die Beratung von OFEK orientiert sich an den fachspezifischen Qualitätsstandards professioneller Opferberatung und bezieht sich auf alle Fälle mit sowie ohne Straftatbestand. OFEK bietet Einzelfallberatung, Gruppenangebote, eine bundesweite Hotline sowie regionale Unterstützung in Berlin, Hessen, Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt an. Neben den regionalen Standorten der Beratung trägt OFEK in Sachsen und in Sachsen-Anhalt zwei regionale Meldestellen.
Die Beratungsangebote richten sich nach den Fragen und Bedarfen der Ratsuchenden. Die Beratung ist vertraulich, kostenfrei, auf Wunsch anonym und kann auf Deutsch, Russisch, Hebräisch und Englisch in Anspruch genommen werden. Die Mitarbeitenden beraten in Krisensituationen und bieten Gespräche zur psychologischen Aufarbeitung nachwirkender Tatfolgen an. Es wird zu rechtlichen Fragen beraten, bei der Beantragung finanzieller Unterstützung geholfen, Stellungnahmen verfasst, zu Behörden, Ämtern, Polizei und Gerichten begleitet. Zudem wird auch Institutionen fachliche Beratung bei Vorfällen angeboten und weiterführende Schulungsangebote vermittelt. Auch wenn der Vorfall einige Zeit zurückliegt, kann in einem Beratungsgespräch eruiert werden, welche Handlungsschritte sinnvoll und möglich sind.
Die Beratung von Jugendlichen, Familien und Studierenden nach Vorfällen in der Schule oder im Studium sowie die Fachberatung von Lehrkräften und schulnahen Akteur*innen stellen einen wichtigen Schwerpunkt der Arbeit von OFEK dar.
Link zur OFEK