Diversität
Diversität bezieht sich auf bestimmte individuelle und gruppenbezogene Merkmale, die gesellschaftlich oder rechtlich konstruiert und damit relevant werden. Diversitätsbezogene Differenzkategorien sind u.a.:
- Nationalität
- Herkunft
- Religion bzw. Weltanschauung
- Behinderung
- Gender
- sexuelle Orientierung
- sozioökonomischer Status
- Alter
Eine diversitätsbewusste Bildung nimmt die vielfältigen Differenzen bewusst in den Blick und trägt zur Wertschätzung gesellschaftlicher Vielfalt bei. Für den schulischen Kontext bedeutet dies, dass sich Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler für vorurteilsfreie Bildung, Chancengleichheit und Diskriminierungsschutz einsetzen. Die Schule stellt eine einzigartige Chance dar, sich argumentativ und handelnd mit unterschiedlichen Wahrnehmungen, Auffassungen, Lebensentwürfen und Interessen auseinanderzusetzen sowie sich aktiv gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung einzusetzen. Die Kinder und Jugendlichen lernen hier, dass kulturelle Vielfalt und Meinungsvielfalt zu einer größeren Bandbreite eigener Möglichkeiten, zu kreativeren Neuerungen und nachhaltigeren Entscheidungen führen.
Lehrerinnen und Lehrer – wie auch andere pädagogische Fachkräfte – haben in diesem Kontext die Aufgabe, Machtstrukturen, Diskriminierungen und strukturelle Ungleichheiten, die auf Differenzkategorien beruhen, zu thematisieren und zu reflektieren, sowie Schülerinnen und Schüler zu gesellschaftlichem und politischem Engagement und Zivilcourage zu ermutigen.
Diversität sollte von Lehrkräften wertgeschätzt und als Ressource im Unterricht genutzt werden. So können sie beispielsweise die Mehrsprachigkeit der Schülerinnen und Schüler für den Unterricht nutzen oder bestimmte Themen multiperspektivisch beleuchten und damit eindimensionale, dominante Narrative und Erklärungsmuster infrage stellen. Lehrkräfte brauchen hierfür zum einen Wissen um die Konstruktion und Auswirkung von Differenz und Diskriminierung und zum anderen die Fähigkeiten, mit diesen Themen und Herausforderungen in der pädagogischen Praxis konstruktiv umzugehen.
Diversitätsbewusste Bildung ist eine Aufgabe für die gesamte Schulkultur und Schulentwicklung. Eine diversitätsreflexive Schule baut strukturelle Diskriminierung in jedem Bereich (z. B. auch in der Einstellungspraxis) ab, fördert aktiv Chancengleichheit sowie demokratische Prozesse und Gremien. Jede Schule ist hierbei aufgefordert, Lernprozesse zum angemessenen Umgang mit Diversität und zur Partizipation in einer diversitätsgeprägten Gemeinschaft aktiv zu fördern und anzuleiten. Dies beginnt bereits im Kleinen, wie im respektvollen alltäglichen Umgang aller Mitglieder bzw. Gruppen einer Schulgemeinschaft miteinander, in der Entwicklung eines diversitätsfördernden Leitbildes und in der Auswahl von inklusiven Unterrichtsmaterialien. Es muss aber als Querschnittsaufgabe darüber hinaus in allen Fächern, fächerübergreifend und mit außerschulischen Partnern sowie durch entsprechende Beteiligungsformen (z. B. Klassenrat, SchülerInnenparlament, Feedbackkultur) und Strukturen durchgängig institutionell angelegt sein und gelebt werden.
Selbstwirksamkeitserfahrungen der Schülerinnen und Schüler können auch dadurch ermöglicht werden, dass die Schule dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ oder dem Zusammenschluss „Schule der Vielfalt“ beitritt und regelmäßig schulinterne Projekte und Aktionstage zum Thema Diversität und Rassismus durchführt. Dem kritischen Engagement der Schülerinnen und Schüler z. B. gegen Diskriminierung muss entsprechend Raum und Gehör verschafft werden.