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Zivile Konfliktbearbeitung im Unterricht

Angebot

2017 verabschiedete die damalige Bundesregierung Leitlinien für die zukünftige Außen- und Sicherheitspolitik. „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“ macht deutlich, dass zivile Mittel immer Vorrang vor einem militärischen Eingreifen haben sollen.

Ausgehend von diesem Anspruch deutscher Außen- und Sicherheitspolitik und um die damit verbundene friedenslogische Perspektive für Schülerinnen und Schüler zugänglich zu machen, wurden Expertinnen und Experten in ziviler Konfliktbearbeitung qualifiziert, um an niedersächsischen Schulen über ihre Einsätze in Krisen- und Kriegsgebieten zu berichten und mit Schülerinnen und Schülern Grundsätze der zivilen Konfliktbearbeitung zu erarbeiten. Sie stehen als Referentinnen und Referenten nicht nur für die Fächer Politik-Wirtschaft oder Gesellschaftslehre, sondern auch für Fächer wie Religion, Erdkunde usw. zur Verfügung. Viele von ihnen können die Thematik auch in den Unterrichtssprachen Englisch, Spanisch oder Französisch aufbereiten.

Die Expertinnen und Experten können Elemente und Zusammenhänge ziviler Konfliktbearbeitung in unterschiedlichen Unterrichtsformaten (Doppelstunde, Projekttag, Vortrag, Unterrichtsgespräch, Workshop, Podiumsdiskussion etc.) präsentieren. Alle verfügen über ein breites Methodenspektrum.

So kann zivile Konfliktbearbeitung im Schuleinsatz aussehen – Interviews mit Expert*innen im Rahmen einer Projektwoche
"Friedensfachkräfte in der Schule"

Anforderung des Angebots

Senden Sie bitte das untenstehende Formular ausgefüllt an die darin genannte E-Mail-Adresse.

Themenschwerpunkte

Die Bundesregierung hat in ihren Leitlinien 2017 beschlossen, vorrangig zivile Maßnahmen zur Konfliktbearbeitung einzusetzen. In diese Strategie sind das „Zentrum für internationale Friedenseinsätze“ und das “Konsortium Ziviler Friedensdienst“ als Instrumente integriert. Die in diesen Strukturen tätigen Fachkräfte leisten seit Jahren – weitgehend unbemerkt – im Auftrag der Bundesregierung ihren Beitrag zu Frieden und Sicherheit in den internationalen Beziehungen. Die öffentliche Diskussion zu bewaffneten Auseinandersetzungen in der Welt wird zumeist von anderen Thematiken überlagert. Um die Vielschichtigkeit und die Komplexität von ziviler Konfliktbearbeitung als ein herausragendes Merkmal der „Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert“ vorzustellen und zu erläutern, können die Expert*innen in ziviler Konfliktbearbeitung Unterrichtseinheiten und Workshops anbieten oder an Veranstaltungen und Podiumsdiskussion teilnehmen.

Diese Leitlinien sind der strategische Kompass für das friedenspolitische Engagement der Bundesregierung. Sie wurden 2017 nach einem langen Prozess verabschiedet. Sie sind ein ressortübergreifendes Gesamtkonzept für den Umgang mit internationalen Krisen und bewaffneten Konflikten, entstanden unter Federführung des Auswärtigen Amts. Sie bilden gemeinsam mit dem Weißbuch 2016 den Rahmen für politische Entscheidungen und sachgerechtes Handeln. Die Bundesregierung bekennt sich klar zum Vorrang ziviler Mittel. Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedensförderung stehen im Fokus verantwortungsvoller Außenpolitik. Die Mittel und die Ansätze dafür sind vielfältig (zum Beispiel: humanitäre Hilfe, Mediation oder multilaterale Kooperation).

Krisen und Konflikte möglichst auf Abstand halten, Grenzen ziehen und mit Gewaltmitteln drohen, eigene Interessen durchsetzen und – wenn nötig – den Druck erhöhen, das sind Merkmale einer Sicherheitslogik. Der Umgang mit Krisen und Konflikten ändert sich völlig, wenn diese nach den Kriterien der Friedenslogik bearbeitet werden. Die Handlungen der Friedenslogik orientieren sich an Gewaltabbau, beziehen eigene Konfliktanteile mit ein, sind dialogverträglich, hinterfragen eigene Interessen und orientieren sich an globale Normen. Friedenslogische Merkmale werden im Unterricht oder in Workshops erarbeitet und für die Betrachtungen ganz unterschiedlicher Konflikte herangezogen werden.

Mit 57 Teilnehmerstaaten in Nordamerika, Europa und Asien ist die OSZE – die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa – die weltweit größte regionale Sicherheitsorganisation. Die OSZE setzt sich durch politischen Dialog über gemeinsame Werte und durch nachhaltige praktische Arbeit dafür ein, dass mehr als eine Milliarde Menschen in den Genuss von Stabilität, Frieden und Demokratie kommen. Der Organisation liegt ein umfassender Sicherheitsansatz zugrunde, der die politisch-militärische Dimension, die Wirtschafts- und Umweltdimension und die menschliche Dimension miteinander verbindet. Mit ihrem breiten Teilnehmerkreis hilft die OSZE durch Zusammenarbeit in Fragen der Konfliktverhütung, des Krisenmanagements und der Konfliktfolgenbeseitigung, Differenzen zwischen Staaten zu überwinden und Vertrauen aufzubauen. Einige Referent*innen für Friedensbildung haben im Rahmen von OSZE-Missionen gearbeitet und können deren Arbeit an Hand konkreter Einsatzerfahrungen im Unterricht, in Workshops und auf Podien vorstellen.

Die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa haben Standards für die Durchführung fairer und demokratischer Wahlen formuliert. Sie entsenden internationale Beobachter*innen, um die Einhaltung der Standards zu überwachen. Als Mitgliedstaat dieser Organisationen beteiligt sich die Bundesrepublik Deutschland regelmäßig an diesen Missionen. Ziel der Unterrichtseinheit ist es zu verdeutlichen, wie dieses Engagement in die nationale und internationale Arbeit zur Krisenprävention und Friedenskonsolidierung eingebettet ist und was ein solcher Einsatz ganz praktisch bedeutet.

Nach dem russisch-georgischen Krieg hat die Europäische Union eine zivile Beobachtermission in die Konfliktregion entsendet (EUMM). Die Mission hat den Auftrag die sofortige Durchsetzung und Einhaltung  des Waffenstillstands zu überwachen. Eine solche europäische Präsenz soll als Beitrag zum Frieden und zur Stabilisierung dienen und verhindern, dass die Konfliktparteien wieder zu militärischen Mitteln greifen. Wie kommt eine solche Mission zustande? Wie beobachtet man so etwas? Wie sieht der Arbeitsalltag einer solchen zivilen Mission aus? Wie und wer überwacht da einen Waffenstillstand? Anhand persönlicher Expertise können sowohl die internationalen politischen Zusammenhänge als auch der Arbeitsalltag in einer solchen Mission erläutert werden.

Nach der militärischen Auseinandersetzung im Kosovo haben die Vereinten Nationen dort eine internationale Präsenz errichtet (UNMIK). Die Vereinten Nationen haben die OSZE als Regionalorganisation mit der Beobachtung der Menschenrechtslage und der Minderheitensituation beauftragt (OMIK). Eine solche Beobachtung ist ein Mittel zur friedlichen Stabilisierung. Wie funktioniert das? Wie kooperiert die Bundesrepublik Deutschland mit den internationalen Organisationen? Wie sieht der Arbeitsalltag einer Menschenrechtsbeobachterin aus? Wie arbeitet sie und mit wem arbeitet sie zusammen? Anhand persönlicher Expertise können sowohl die internationalen politischen Zusammenhänge als auch der Arbeitsalltag in einer solchen Mission erläutert werden.

Das Programm „Ziviler Friedensdienst” des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und das Berliner „Zentrum für internationale Friedenseinsätze“ des Auswärtigen Amtes sind die wichtigsten Instrumente, wenn es in Krisen- und Kriegsgebieten darum geht, Konflikte mit einem zivilen Instrumentarium zu bearbeiten. Parlament und Regierung bestimmen, wann, wo und in welchem Umfang zivile Konfliktbearbeiter*innen tätig werden. Im Unterricht oder in Workshops wird deutlich gemacht, welche Kriterien und welche Mechanismen herangezogen werden, um Auslandseinsätze vorzubereiten und durchzuführen.  

Der zivile Friedensdienst wurde 1999 als Alternative zur militärischen Konfliktlösung gegründet. Die Aufgabe des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierten Programms ist es durch die Entsendung von Fachpersonal zur Gewaltprävention und Friedensförderung in Krisen- und Konfliktregionen beizutragen. Die Referent*innen waren als internationale Friedensfachkräfte in Myanmar, in Guatemala, im Südsudan, in Nord-Mazedonien und in Israel/Palästina im Einsatz. Sie berichten über den Zivilen Friedensdienst und ihre praktische Friedensarbeit vor Ort.

Die Philippinen verfügen über fruchtbare Böden, reiche Bodenschätze und maritime Ressourcen sowie eine überdurchschnittlich gebildete Bevölkerung. Gute Voraussetzungen eigentlich für ein wirtschaftlich erfolgreiches und politisch stabiles Land ohne starke soziale Spannungen. Doch seit der Unabhängigkeit haben einige Dutzend Dynastien und mächtige Unternehmerfamilien den Inselstaat politisch und wirtschaftlich weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht. Konflikte um Ressourcen, kulturelle Identitäten, Ideologien und Macht werden oft gewaltsam ausgetragen. Zu den Folgen gehören verbreitete Armut, ein Massenexodus auf der Suche nach Arbeit und Einkommen und bewaffnete Aufstandsbewegungen. Das Land ist obendrein vom Klimawandel in besonderer Weise betroffen. Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten deutsche Expert*innen des Zivilen Friedensdienstes auf Mindanao und versuchen, gemeinsam mit philippinischen Partnerorganisationen lokale Friedenspotentiale zu fördern und Konflikte gewaltfrei zu transformieren.