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Ganztagsschule und zeitgemäße Schulbauten

Mit dem Ausbau zur Ganztagsschule entwickelt sich ein Schulstandort vom reinen Lern- zum Lebensort. Dabei wird schnell deutlich, dass ein klassisches Schulgebäude – als „Flurschule mit Schuhkartonklassen“ konzipiert – nicht für den verlängerten Schultag einer Ganztagsschule geeignet ist. Die Gestaltung einer ganztagsspezifischen Lernumgebung ist in althergebrachter Schularchitektur eine große Herausforderung, die kreative Lösungen erfordert.

In der Pädagogik wird der Raum als dritter Pädagoge bezeichnet, das heißt, die Pädagogik macht sich die Räume, in denen sie arbeitet, zu eigen und bezieht sie in die pädagogische Zielsetzung ein. Die Architektur der Schulgebäude ist also Teil der pädagogischen Konzeption und sollte daher die bestmöglichen Rahmenbedingungen zur Unterstützung der Lehr- und Lernprozesse bieten.

Das heutige pädagogische Verständnis geht über die reine Wissensvermittlung hinaus und beinhaltet unter anderem auch die Vermittlung von Fähigkeiten zum selbstgesteuerten Wissenserwerb. Der herkömmliche Frontalunterricht im Klassenraum wird zunehmend um Lernarrangements erweitert, die eine individuelle Förderung der einzelnen Kinder und Jugendlichen ermöglichen. Das erfordert Überlegungen dazu, in welchen Bereichen des Schulgebäudes das breite Spektrum der individuellen Lehr- und Lernformen zur Anwendung gebracht werden kann. Der traditionelle Klassenraum verliert dabei zunehmend an Bedeutung.

Ergänzend zu diesen Herausforderungen sind weitere Aktivitäten im Raumangebot einer Ganztagsschule zu berücksichtigen, die mit dem Oberbegriff 'Aufenthaltsqualität' zu umschreiben sind. Für einen Schulträger steht hier oft die Mensa im Fokus. Im Innen- wie im Außenbereich geht es jedoch zum Beispiel auch um Funktionsbereiche, in denen Kinder und Jugendliche sich treffen können oder in denen Einzelne sich zurückziehen, ausruhen und auch einmal nichts tun können.

Die eine Ideallösung für den Schulbau von Ganztagsschulen gibt es nicht. Die Möglichkeiten und daraus folgende Konsequenzen für konkrete Schulbaumaßnahmen sind von Fall zu Fall vor Ort zu entscheiden. Damit pädagogisches Wollen und bauliches Können ineinandergreifen, sollte gemeinsames Planen zum Standard werden („Phase Null“).  Die Kernfrage ist, wie die jeweiligen Bereiche im Schulgebäude so gestaltet werden können, dass effektives Lernen mit hoher Aufenthaltsqualität einhergeht. Die Räumlichkeiten sollten individuell an die Nutzung anzupassen und gleichzeitig flexibel nutzbar sein. Offenheit ist ein Kriterium. Das Schaffen von Rückzugsmöglichkeiten ein weiteres, um unterschiedlichen Lerntypen und wechselnden Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Nutzung neuer Medien sollte ebenso in die Planung einbezogen werden wie die Öffnung der Schule zum regionalen Umfeld.

Während ein in die Jahre gekommener Schulbau modernen Unterricht ausgesprochen erschweren oder sogar verhindern kann, inspiriert ein ansprechender Schulbau Lehrende wie Lernende gleichermaßen, auch wenn ein zeitgemäßer Schulbau nicht automatisch ein Garant für guten Unterricht ist.

Die Fachteams Schulbauberatung unterstützen die Schulen bei der bedarfsgerechten Planung von Neu- und Umbaumaßnahmen.

Die Stabsstelle Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement in Schulen und Studienseminaren in den RLSB unterstützt die Schulen bei der Entwicklung eines realisierbaren Raumnutzungskonzeptes.