Qualitätsentwicklung, Unterstützung und mehr
Seit mehr als einem Jahrzehnt wird um Qualitätsstandards und zusätzliche Anstrengungen zur Steigerung der Qualität von Ganztagsschule gerungen. Der niedersächsische Ganztagsschulerlass benennt zur Orientierung Qualitätsmerkmale guter Ganztagsschule.
Schul- und Unterrichtsqualität in der Ganztagsschule werden im Wesentlichen durch eine gelingende Verzahnung von außerunterrichtlichen und unterrichtlichen Angeboten bestimmt. In der Vergangenheit bedeutete die Errichtung einer Ganztagsschule vielerorts, dass additiv an den Halbtagsschulbetrieb zahlreiche Nachmittagsangebote angefügt wurden. Der Mehrwert einer Ganztagsschule kann sich jedoch nur dann entfalten, wenn der verlängerte Schultag als erkennbare pädagogische Einheit gesehen wird.
Eine veränderte Zeitstruktur und ein Tagesablauf, bei dem sich Unterricht und außerunterrichtliche Angebote über den Tag verteilt ebenso abwechseln wie Phasen der Konzentration und der Entspannung, kommen den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen und dem schulischen Personal entgegen.
Eine gute Ganztagsschule erweitert ihr Bildungsangebot, indem sie sich inner- und außerschulisch öffnet und indem sie kooperiert. Das Ganztagsangebot wird nicht nur schulintern ausgestaltet, sondern unterschiedlichste Kooperationspartner bringen sich mit ihren Kompetenzen in die Ganztagsschule ein. Kooperationen mit außerschulischen Partnern sind für gute Ganztagsschulen unerlässlich, um Kindern und Jugendlichen einen breit ausgerichteten Lern- und Sozialisierungsraum mit Lebensweltbezug zu bieten.
Die neue Schulkultur, die gute Ganztagsschule ausmacht, stellt veränderte Anforderungen an das pädagogische Personal (Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte und weitere außerschulische Expertinnen und Experten). Wird Unterricht über den ganzen Tag verteilt und ist das gesamte pädagogische Personal an der Durchführung außerunterrichtlicher Angebote beteiligt, verändert dies die herkömmliche Arbeit in vielfacher Hinsicht. Die Zusammenarbeit erfordert nicht nur neue Kommunikationsstrukturen, sondern auch eine gegenseitige Wertschätzung der unterschiedlichen Professionen und Personen.
Gute Ganztagsschulen sind keine reinen Lernräume mehr, sondern entwickeln sich zu sozialen Lebensräumen. Kinder und Jugendliche einer Ganztagsschule verbringen mehr Zeit in der Schule. Umso wichtiger ist es, dass das Ganztagsschulkonzept ein besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen richtet. Es gilt dafür Sorge zu tragen, dass Kinder und Jugendliche sich aktiv in die Gestaltung ihrer Schule einbringen können.
Das Mehr an Zeit in der Ganztagsschule eröffnet in besonderem Maße den Raum für eine veränderte Lernkultur, die selbstgesteuertes Lernen anregt und damit die Möglichkeit schafft, alle Kinder und Jugendlichen individuell in ihrer Gesamtpersönlichkeit zu fördern.
Der Anspruch der "individuellen Förderung in Vielfalt“ beruht auf der Erkenntnis, dass es nicht die äußeren Differenzierungsmaßnahmen sind, die allen Kindern zugutekommen. Gerade das Lernen in heterogenen Gruppen bietet eine Fülle von Lernanreizen und damit eine gute Chance für Lernerfolge.
Das pädagogische Konzept einer Ganztagsschule wird entscheidend durch das soziale, kulturelle und betriebliche Umfeld vor Ort geprägt. Jede Schule entwickelt daher ein eigenes regions- und schulspezifisches Ganztagsschulkonzept. Es gibt also weder „die“ gute Ganztagsschule, noch wird eine gute Ganztagsschule allein durch die Wahl einer bestimmten Organisationsform bestimmt.
Vieles spricht dafür, dass sich die Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten in Verbindung mit einer neu rhythmisierten Tagestruktur an Ganztagsschulen leichter umsetzen lässt, wenn es für alle Kinder und Jugendlichen verpflichtende Tage gibt. Gleichwohl gibt es auch zahlreiche praktische Beispiele guter offener Ganztagsschulen.
Die Ganztagsschule leistet zweifelsohne einen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es ist jedoch vorrangig die Aufgabe von Schule, den Bildungsauftrag umzusetzen, der in der Ganztagsschule neben den formalen auch nonformale sowie informelle Lernanlässe einschließt.
Die Evaluationsberatung unterstützt und begleitet Schulen bei allen Fragen zur internen und externen Evaluation und bietet dazu bedarfsorientiert und zielgerichtet Dienstleistungen für die innerschulischen Fragestellungen an.