Soziale Phobie
Angst vor der Blamage
Bereits auf dem Weg zur Schule hat sie einen Kloß im Hals, ist unruhig und merkt, dass ihre Hände zittern. Am liebsten würde sie mit dem Auto wieder umdrehen und nach Hause fahren. Heute hat sie wieder Vertretungsunterricht für eine ausgefallene Kollegin. „Ob ich den Unterricht gut genug vorbereitet habe?“ „Was ist, wenn ich die Fragen der Schüler nicht beantworten kann?“, denkt sie sich. Am Nachmittag ist auch noch eine Dienstbesprechung. Die Anspannung ist bereits hoch, als sie im Lehrerzimmer eintrifft. Als sie später vor den Schülern der Vertretungsklasse steht und den Unterricht beginnen möchte, merkt sie, wie ihr Herz klopft, sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bilden und sie an den Händen zittert. Plötzlich weiß sie nicht mehr, welches Thema sie für heute vorbereitet hatte. Wärme steigt in ihr auf und sie errötet. „Ist mir das peinlich. Bestimmt merken die Schüler, wie unsicher ich bin und halten mich für unfähig. Mein Kopf ist ganz rot. Ich werde mich wieder blamieren. Am liebsten würde ich hier weg.“ Sie begrüßt die Klasse und bewältigt die Unterrichtsstunde unter großer Anstrengung. In der Dienstbesprechung setzt sie sich in die letzte Reihe. Sie würde zu einem Thema gerne einen Beitrag leisten, merkt aber schon wieder die Wärme in ihr aufsteigen und das Zittern ihrer Hände. Lieber hält sie sich zurück, zu groß ist die Angst, sich vor ihren Kolleginnen und Kollegen zu blamieren wie am Morgen vor den Schülern…
Was könnte dahinter stecken?
Für viele Menschen ist es mit Unwohlsein verbunden, einen Vortrag zu halten oder in einer neuen sozialen Situation aufzutreten. Wenn die Ängste, in sozialen Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, die Sorge von anderen be/entwertet zu werden, so belastend sind, dass sie vermieden werden oder nur unter größter Anstrengung durchgestanden werden können, könnten das Hinweise auf eine soziale Phobie sein. Typischerweise tritt dabei die Befürchtung auf, sich in sozialen Situationen zu blamieren, sich vor anderen peinlich oder erniedrigend zu verhalten. Hinzu kommen in den Situationen körperliche Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern und Erröten, die wiederum im Zentrum der eigenen Aufmerksamkeit stehen. Betroffene sind häufig der Überzeugung, diese Symptome könnten von anderen bemerkt werden und als Beweis für die eigene Unfähigkeit interpretiert werden. Es besteht die Gefahr, dass sich die soziale Angst in sogenannten Teufelskreisen immer weiter hochschaukelt und im Alltag zu mehr und mehr Einschränkungen führt.
Was bietet CARE an?
Die Grenzen zwischen Schüchternheit, Unsicherheit in sozialen Situationen und einer manifesten psychischen Erkrankung können fließend sein. Das Regionale Landesamt für Schule und Bildung bietet in den jeweiligen CARE Beratungsstellen psychosoziale Beratung für Landesbeschäftigte in Schulen und Studienseminaren an. In den Beratungen werden Entwicklungen und Beschwerden sowie Ressourcen reflektiert und geklärt, ob eine psychische Erkrankung vorliegt. Außerdem erhalten Sie Unterstützung bei der Suche nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten im präventiven Bereich, innerbehördlich oder auch einem ambulanten oder stationären Therapieplatz. Die Psychotherapeutinnen von CARE unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht.
CARE berät bei Bedarf auch Schulleiter und Schulleiterinnen für den Umgang mit belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.