Lesen im Fach
In allen Fächern wird gelesen: Sei es eine historische Quelle im Geschichtsunterricht, eine bebilderte Darstellung eines Bewegungsablaufs in Sport oder eine Reaktionsgleichung in Chemie.
Wir nutzen diese linearen und nicht-linearen Texte, um fachspezifische Inhalte und Konzepte zu vermitteln. Damit wir sie lesen können, braucht es aber nicht nur eine allgemeine Lesekompetenz, sondern auch eine domänenspezifische.
So wird etwa eine Lehrkraft, die nicht Physik unterrichtet, zwar die reine Buchstaben- und Symbolabfolge einer physikalischen Formel vorlesen können, sie wird die Formel aber nicht unbedingt mit Inhalt füllen können. Die domänenspezifische Lesekompetenz verbindet Fachwissen und fachspezifische Lesestrategien.
Leseförderung – nicht nur eine Aufgabe für das Fach Deutsch
Im Sinne der durchgängigen Sprachbildung ist Leseförderung Aufgabe aller Lehrkräfte in einem sprachsensiblen Unterricht. Dementsprechend ist sie in den Kerncurricula aller Fächer festgeschrieben. Fachtexte sind also nicht nur ein Lernmedium, sondern gleichzeitig auch immer Lerngegenstand.
Bei der Planung eines leseförderlichen Fachunterrichts gilt es, neben dem Fachinhalt auch das Sprachwissen, die (basalen) Lesefertigkeiten und das Strategiewissen der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen.
Sprachwissen
Fach- und Bildungssprache müssen wie eine Fremdsprache erlernt werden. Besonders tückisch sind Fachbegriffe, die mit anderer Bedeutung auch in der Alltagssprache vorkommen, wie etwa das Verb 'gewinnen'.
Fachtexte können vorentlastet werden, indem Fachbegriffe vorab gelesen und ggf. erläutert werden. Dazu bieten sich zum Beispiel kleine spielerische Übungen wie Bingo, Suchsel oder Wort-Memory (Wort und Definition als Paar) an, die das mehrfache Lesen der Wörter benötigen und an die sich eine Erläuterung der Fachbegriffe anschließt.
Auch über sogenannte Sprachgeländer wird Fachwortschatz aufgebaut. Damit Schülerinnen und Schüler Fachinhalte sprachlich präzise benennen können, werden ihnen Sprachbausteine zur Verfügung gestellt, die sie nutzen können.
Um sicherzustellen, dass neu erlernte Wörter in den aktiven Wortschatz übergehen, müssen diese Wörter immer wieder in verschiedenen Kontexten genutzt werden.
Basale Lesefertigkeiten: Leseflüssigkeit
Erst wenn ein Text flüssig gelesen wird, kann auch der Inhalt verstanden werden. Auch im Fachunterricht kann die Leseflüssigkeit über sogenannte Lautleseverfahren trainiert und so das Textverständnis sichergestellt werden. Besonders bietet sich das Erlesen eines Textes mittels Lautlesetandems an.
Lesestrategiewissen
Die Vermittlung und das Trainieren von Lesestrategien folgen festen Prinzipien, damit Schüler:innen diese in ihr Handlungsrepertoire aufnehmen. In der Praxis haben sich das schrittweise Einführen von Lesestrategien im Fach sowie kooperatives Lesen (Reziprokes Lesen) bewährt. Sogenannte Strategiefächer/ -streifen werden in vielen Konzepten als Arbeitshilfe genutzt.