Individuelle Lernprozesse
Für berufsbildende Schulen gilt seit 1996, Handlungsorientierung im Unterricht umzusetzen. Dieses ist über die EB-BbS (2.7 Handlungsorientierter Unterricht) verpflichtend eingeführt.
Die verbindliche Leitlinie Schulisches Curriculum berufsbildenden Schulen (SchuCu-BBS) 2024 (Link) bildet den verbindlichen Rahmen zur praxisorientierten Planung und Umsetzung von Handlungsorientierung im Unterricht. Sie ist eine von Lehrkräften für Lehrkräfte weiterentwickelte Leitlinie für einen Unterricht, der die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler in den Blick nimmt. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit zur kreativen Ausgestaltung von Freiräumen als Grundlage aktuellen handlungsorientierten Unterrichtes in Präsenz und Distanz.
Die Leitlinie SchuCu-BBS 2024 (Link) des Niedersächsischen Kultusministeriums ist die Basis für die Arbeit aller Beteiligten und Verantwortlichen der beruflichen Bildung in Niedersachsen und wurde digital im August 2024 veröffentlicht. Die bisher verbindliche Leitlinie aus dem Jahr 2018 wurde weiterentwickelt und an geänderte rechtliche Vorgaben und Weiterentwicklungen im Bereich QM-BBS angepasst.
So verdeutlicht die Leitlinie SchuCu-BBS 2024 unter anderem erstmals die Rolle der Lehrkraft im handlungsorientierten Unterricht.
In der folgenden Grafik (aus: Leitlinie Schulisches Curriculum berufsbildende Schulen (SchuCu-BBS) 2024, Kapitel 1.2.1) sind entlang der jeweiligen Phase der vollständigen Handlung beispielhafte Aufgaben der Lehrkraft zugeordnet.
Durch die Gestaltung von handlungsorientiertem Unterricht unterstützt die Lehrkraft den Erwerb von Fachkompetenz und personaler Kompetenz der Schülerinnen und Schüler. Sie nimmt Lernfortschritte wahr und bietet individuelle Unterstützung an.
Die Lehrkraft lässt individuelle sowie kooperative Lernprozesse im Sinne des lebenslangen Lernens zu. Entsprechend sind die individuellen Voraussetzungen, z. B. in Bezug auf Vorwissen, Lerntempo, Leistungsstärke, Motivation, Interesse und kulturelle Hintergründe von der Lehrkraft zu beachten. Die Art der Aufgaben-, Frage- bzw. Problemstellung eröffnet verschiedene Lösungswege, welche von den Schülerinnen und Schülern selbstgesteuertes Handeln erfordern. Dieses prozesshafte Vorgehen entlang der Handlungsphasen der vollständigen Handlung bzw. der fachdidaktischen Vorgehensweise erfordert von der Lehrkraft einen Wechsel zwischen informierender, moderierender, impulsgebender, beratender oder bewertender Rolle (ebd.)
Handlungsorientierung nimmt die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler in den Blick. Über Handlungssituationen mit zentralen Aufgaben-, Frage- bzw. Problemstellungen entlang der Phasen der vollständigen Handlung bzw. fachdidaktischer Vorgehensweisen wird Handlungsorientierung im Unterricht umgesetzt. Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Handlungskompetenz in den Dimensionen Fach-kompetenz (Wissen und Fertigkeiten) und Personale Kompetenz (Sozialkompetenz und Selbständigkeit). Ein auf Handlungsorientierung ausgerichteter Unterricht mit Bezug zu beruflichen, fachlichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen berücksichtigt bisherige Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler und fördert die individuelle Kompetenzentwicklung.
(Vgl. Leitlinie Schulisches Curriculum berufsbildende Schulen (SchuCu-BBS) 2024, Kapitel 1.2.1)
Handlungsorientierung ermöglicht selbstgesteuertes Lernen durch Nutzung individueller Lernwege sowie kooperativen Lernens. Selbstgesteuertes Lernen im handlungsorientierten Unterricht beinhaltet die aktive und konstruktive Gestaltung des Lernprozesses durch die Schülerinnen und Schüler. Dies bietet der einzelnen Schülerin und dem einzelnen Schüler einen individuellen Lernweg mit unterschiedlichen Chancen der Aneignung innerhalb der vollständigen Handlung. Dieser aktive Prozess erlaubt entsprechende Freiheitsgrade und wird von Schülerinnen und Schülern zunehmend selbst gestaltet.
Im kooperativen Lernen können die Schülerinnen und Schüler durch Zusammenarbeit ein breites Spektrum an Vorwissen aktivieren, dieses Wissen individuell nutzen und im Austausch bzw. in der Auseinandersetzung mit anderen vertiefen.
(Vgl. Leitlinie Schulisches Curriculum berufsbildende Schulen (SchuCu-BBS) 2024, Kapitel 1.2.1)
Klare Kompetenzbeschreibungen schränken die Kreativität der Lernmethoden nicht ein, sondern ermöglichen diese im Gegenteil erst. Durch das für alle vorstellbare und akzeptierte Ziel, ganz konkrete Fachkompetenzen zu erwerben und personale Kompetenzen zu entwickeln, wird die Bedeutung von Lernsituationen deutlich und der Einsatz unterschiedlichster Methoden und Medien einfacher und transparenter. Vor allem erkennt man, dass man den Lernraum ausdehnen und vielfältige Instrumente über einen längeren Zeitraum einsetzen sollte, um zum Erfolg zu kommen.
Effiziente und effektive Lernprozesse sollten zunehmend selbstgesteuert erfolgen, weil diese Form der Selbstorganisation die Lernenden aktiviert, eigene Beiträge zu leisten und eigenes Lernen selbst zu steuern. Dies unterstützt das Erleben von Selbstwirksamkeit und ist auch die Basis für echtes Lernengagement.
Lernprozesse sollten zudem auch Kooperation als Lernprinzip ermöglichen, wo gemeinsames Arbeiten und Lernen erfolgt und damit nicht zuletzt eine Anforderung aus dem täglichen Arbeitsumfeld bereits in der Lernpraxis umgesetzt wird.
Bei der methodischen Planung ist auch immer ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Begleitung der Lernprozesse durch die Lehrenden und der Eigenverantwortung der Lernenden zu finden.
Durch digitale, kostenfreie und landesweit abgestimmte QM-Instrumente-BBS werden berufsbildende Schulen in Niedersachsen bei der Planung und Realisierung von internen Evaluationen, Einschätzungen und Beobachtungen unterstützt.