BBS fit für 4.0
Getrieben von einer rasanten Technologieentwicklung macht die Digitalisierung auch vor der Arbeitswelt nicht halt. Dieser Wandel und die damit einhergehenden veränderten Anforderungen an Fachkräfte von Morgen, verändern auch die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler in den Schulen. Hierfür ist es unumgänglich, dass Schülerinnen und Schüler im handlungsorientierten Unterricht neuste Technologien in komplexen Systemen selbst erleben und verstehen können.
Lernfabriken/Smart factories
Dazu wurden in Niedersachen an sechs Standorten Lernfabriken aufgebaut. Jede für sich, eine fantastische Möglichkeit sich dem Thema Industrie 4.0 im Unterricht zu nähern. „Smart factories" sind dezentrale Lernwerkstätten, die den beteiligten Schulen sowie kleinen und mittleren Unternehmen vor Ort die Möglichkeit bieten, sich in einer modernen 4.0-Umgebung fortzubilden und miteinander zu vernetzen. Darüber hinaus sollen Auszubildende bestimmter gewerblich-technischer und kaufmännischer Berufe in und am Modell einer „smart factory" lernen und sich das Thema 4.0 in all seinen Facetten erschließen können. Das Wirtschaftsministerium unterstützte die Einrichtung der „smart factories" mit insgesamt 1,5 Millionen Euro.
Smart factory model
Niedersachen hat in einer zweiten Förderung die Erfahrungen mit den Lernfabriken aufgegriffen und im sfm – Smart Factory Model berücksichtigt. Zudem hat das einheitliche Smart Factory Model das Potential, die Grundlage eines Netzwerkes auch über die Grenzen von Niedersachen zu werden. Dazu entstehen bereits internationale Kooperationen z. B. mit spanischen Kolleginnen und Kollegen aus Vigo. Die Hochschule in Osnabrück wird das Model in der Lehrkräfteausbildung einsetzen, um so die Vernetzung von Theorie und Praxis zu fördern.
Eine Lernfabrik besteht aus 6-12 Modellen (Maschinen). Jedes Model kostet mit 6 000 EUR etwa nur ein Zentel anderer Lösungen. Auch wenn es sich bei den Modellen aus einer Mischung von realer und virtueller Automatisierungstechnik handelt, kommen ausschließlich Industriekomponenten zum Einsatz. Die Schülerinnen und Schüler binden Sensoren ein und programmieren an Steuerungen, die sie genau so auch im Betrieb wiederfinden. Alle Modelle sind baugleich und können ggf. für unterschiedliche Aufgaben konfiguriert werden. So ist der Unterricht wahlweise arbeitsteilig aber auch arbeitsgleich möglich. 23 berufsbildende Schulen in Niedersachsen konnten von der Förderung profitieren.
Unterrichtsmaterialien
Die Entwicklung der Unterrichtsmaterialien erfolgt nach dem OER (Open Educational Resources) Prinzip, bei dem die Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich ihr Material zur freien Weitergabe veröffentlichen. Zu diesem Zweck wurde ein Moodle-Server eingerichtet auf dem die Unterrichtskonzepte und sämtliche Materialien zum Download zur Verfügung stehen unter diesem Link moodle. Dazu gehören unter anderem ein selbst entwickeltes MES (Manufacturing Execution System), das kostenlos zur Steuerung der Lernfabrik genutzt werden kann. Videos (BBS.TV) in denen die Schülerinnen und Schüler ihre Arbeitsergebnisse vorstellen, geben einen guten Einblick in die Lernsituationen. Das entwickelte Material kann sofort von vielen Kolleginnen und Kollegen im Unterricht eingesetzt werden und auf mehrtätigen Events (Smart Factory Days) treffen sich Benutzer des Lernträgers aus allen Bereichen, um Erfahrungen auszutauschen und neue Lernsituationen zu entwickeln.