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Schüler machen Schlagzeilen

Medienpädagogik in Social Media – Schülerredaktion erkundet Instagram und stärkt das Bewusstsein für journalistisches Arbeiten

Linda Bloms

„Wir brauchen unbedingt einen Insta-Account. Soll ich den erstellen?“, rief mir Narin entgegen und „Podcast wäre doch auch cool!“, meinte Ida. Bei unserem ersten Treffen der neugegründeten Arbeitsgemeinschaft (Jahrgänge 7 bis 11) war die Begeisterung groß. „Prima“, dachte ich, „Medium zur Veröffentlichung der Arbeiten schon mal gefunden.“ – Wäre da nicht das Problem mit dem Datenschutz. Sehr schnell machte ich die Erfahrung, dass, bevor ich meine eigentliche Projektidee auf den Weg bringen konnte, es wichtig war sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Bestimmungen dabei auch eingehalten werden. By the way, dass Datenschutz in der Schule noch einmal ein ganz besonderes Thema darstellt, darüber berichtet auch Holger Bleich vom Heise Verlag in seinem Podcast Auslegungssache (Datenschutz in der Schule, Folge 22), der uns innerhalb der n-report-Fortbildungsreihe zum Interview zur Verfügung stand.  
Da ich aber den Gedanken interessanter Informationsquellen für unsere Schülerinnen und Schüler nicht aufgeben wollte, beschäftigte ich mich intensiver mit dem Thema, sodass ich am Ende eine neue Einwilligung der Datenschutzerklärung mit Einwilligung der Schulleitung an die Schulgemeinschaft herausgab und diese auswertete.

Durch rechtliche Bestimmungen nicht entmutigen lassen

Die Nutzung von Social Media durch Schulen ist datenschutzrechtlich unproblematisch, solange keine personenbezogenen Daten verarbeitet werden. Wenn doch personenbezogene Daten verarbeitet werden sollen, ist eine informierte und freiwillige Einwilligung der Betroffenen und deren Erziehungsberechtigten, bei Nichtvollendung des 16. Lebensjahres, erforderlich. Darüber hinaus wird empfohlen, dass Schule mit entsprechender Verlinkung auf der Schulhomepage auf die AGB der Social-Media-Plattform verweist.
Auch wenn man von den Vorgaben erschlagen und in den meisten Fällen von dem Vorhaben abgeraten wird, sollte Schule doch ihrem Erziehungsauftrag im Umgang mit den neuen Medien nachkommen –oder etwa nicht? So ist dieses Projekt vor dem Hintergrund entstanden, dass die Schülervertretung unserer Schule ungefilterte Beiträge über die Schulgemeinschaft auf einem privaten Account veröffentlichte. Dabei sehe ich Schule in der Verantwortung, Schülerinnen und Schüler über die Risiken der Nutzung in Bezug auf das Recht auf informelle Selbstbestimmung, Profilbildung und Cybermobbing aufzuklären und dem entgegenzuwirken.

Berichterstattung für die Schulgemeinschaft

Nachdem wir in der Redaktion also beschlossen hatten, mit welchem Format wir uns zunächst aufstellen möchten, richteten wir unsere Berichterstattung auf verschiedene Themen aus, die für unsere Schüler und die Schulgemeinschaft von Bedeutung sind. Dafür erstellten wir für die Redaktion einen eigenen ISERV-Account, auf dem uns Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und auch Eltern erreichen können, um uns für die Berichterstattung verschiedenster Events anzufordern oder dementsprechend Material für die Veröffentlichung zukommen zu lassen. Professionell mit Redaktionsnamen und eigens entworfenem Logo machten wir uns ans Werk und legten einen Account bei Instagram an. Mit unserer Insta-Seite „gymnoh_newsflash“ informieren wir Schülerschaft, Eltern und Lehrkräfte über aktuelle Ereignisse. Ob in Textform, Bildern oder mit fesselnden Videos – diese talentierten Nachwuchsjournalisten und -journalistinnen zeigen, wie sie ihre Leidenschaft für Medien nutzen, um das Bewusstsein für angemessene Berichterstattung zu schärfen.
Um für die Berichterstattung vorbereitet zu sein, widmeten wir einen Nachmittag nur dem Thema „Foto“, sodass wir uns in einem Workshop intensiv mit den formal-ästhetischen Mitteln im Bereich Fotografie auseinandersetzten. Das führte auch unweigerlich dazu, dass sich die Schülerinnen indirekt mit dem Thema Datenschutz auseinandersetzten. „Können wir das Bild so posten?“, schrieb Johanna am Nachmittag und hatte damit das Faktum des Rechts am eigenen Bild verinnerlicht. Ihnen wurde deutlich, dass sie Inhalte nicht unreflektiert veröffentlichen können.

Der erste große Einsatz – die Charity Gala

Ein großes Event, das auf uns zukam, war die Charity Gala Mitte März. Für dieses Event, das die Schülervertretung des Gymnasiums Nordhorn auf die Beine stellte, um für einen wohltätigen Zweck zu spenden, sollte sich unsere Berichterstattung auf das Thema Video ausweiten. Dazu übten die Redakteure im Vorfeld gezielte Fragen zu formulieren und tobten sich aus in Kurzfilmen, um mit dem technischen Material umgehen zu können und die verschiedenen Schnitttechniken und Bearbeitungsprogramme kennenzulernen. Am Abend der Gala wurden Interviews geführt und die Akteure aus allen Positionen gefilmt und fotografiert. Als bleibende Erinnerung konnten die Teilnehmenden ihre Acts bei uns digital anfordern.

„My classmate next door“ – die eigentliche Projektidee in den Fokus rücken

Inzwischen musste ich feststellen, dass mein eigentliches Ziel, besondere Talente aus der Schülerschaft in Form einer Fotoreportage oder eines Videoclips darzustellen, in den Hintergrund gerückt war, weil inzwischen das Angebot der Redaktion, Arbeitsgemeinschaften zu präsentieren oder auch über Veranstaltungen zu berichten, gern von Mitschülern und Kollegen in Anspruch genommen wurde. Da ich diesen Gedanken aber nicht aufgeben wollte und auch die Redaktionsmitarbeiterinnen durchaus an dieser Idee interessiert waren, machten wir uns ans Werk. Die Schüler schrieben Mails, um Interviewanfragen und Termine mit ihren eigens ausgewählten Kandidaten und Kandidatinnen zu machen. Da sie sich im Vorfeld mit dem Aufbau verschiedener Porträts im Bereich des Sports und der Musik auseinandergesetzt hatten, wurde ihnen schnell bewusst, dass sie einen Ablaufplan für ihre Interviews benötigten, um im Anschluss auch das entsprechende Videomaterial zur Weiterverarbeitung zur Verfügung zu haben. Dabei achteten sie auf Kameraeinstellungen, Szenerie, einzusetzende Medien, Fragen und weitere Aktionen, die sie sich von ihrem Interviewpartner wünschten, um zum entsprechenden Ergebnis zu kommen.

Fehler sind die Schritte, die uns weiterbringen

Sonntagabend. Die Kinder im Bett. Der Tatort läuft. Ich sehe eine Nachricht auf meinem Smartphone aufploppen. „Frau Blooooms (grinsender Emoji), wir brauchen für Dienstag drei Videokameras, Mikro, Stativ und Videoleuchten!!! Matteo hat jetzt doch zugesagt! Bekommen Sie das hin?“. Hatte ich mir dieses Projekt wirklich gut überlegt? – war einerseits mein Gedanke. Andererseits nahm ich wahr, wie sich die Absprachen auf Seiten der Schüler inzwischen automatisierten und sie ihre Termine selbstständig organisierten, sodass ich zum Beobachter wurde, und wie Schüler durch die verschiedenen Stufen hindurch miteinander in Kontakt kamen. Noch am gleichen Abend kontaktierte ich zwecks Materialbeschaffung meinen Kollegen, Leiter des Medienzentrums Grafschaft Bentheim.
Aus eigenen Erfahrungen durch die n-report Seminare konnte ich die Schüler auf einige Problematiken während der Interviews hinweisen. Dass man allerdings auch das Mikrofon anschalten musste, hatte auch ich in all der Aufregung am Interviewtag vergessen. Doch die kleine Panne wurde nach dem ersten Durchgang schnell bemerkt, sodass ein weiterer Anlauf notwendig war. Heftiger Regen prasselte aufs Sporthallendach. „Halt! Stopp! Das wird doch so nichts!“, rief Johanna. „Laut Regenradar hört es aber gleich wieder auf!“, sodass wir nach einem halbstündigen Brainstorming zu weiteren Projektideen mit unserem sehr geduldigen Interviewpartner weitermachen konnten. Mit dem gesammelten Material geht es nun in den weiteren Wochen an den Zusammenschnitt.

Ausblick

Im kommenden Schuljahr werden wir uns zusätzlich dem Medium Podcast stellen. Ein eigener Raum mit ausgestattetem Podcaststudio wartet darauf, neben dem journalistischen Handwerk auch persönliche Schlüsselqualifikationen wie beispielsweise Kommunikationskompetenz, Teamfähigkeit, Kreativität und Ausdrucksfähigkeit zu schulen, auf die im Rahmen dieser AG ein besonderer Wert gelegt werden soll.

Zur Person

Linda Bloms unterrichtet seit 2012 die Fächer Spanisch und Sport und inzwischen auch das Fach Werte und Normen am Gymnasium Nordhorn. Im August 2022 gründete sie die Online-Schülerredaktion „Newsflash“, die sich als freiwillige Arbeitsgemeinschaft unter ihrer Leitung um die Pflege des Insta-Accounts der Schule kümmert. Sie unterstützt als Redakteurin das Team Öffentlichkeitsarbeit.